Schwarzwälder Surrogate und ihre Geschichte [1]
Die stürmische Entwicklung der Schwarzwälder Uhrenindustrie und der dadurch entstandene Engpass an Schnitzereien und Ornamentik, war Anlass genug, sich nach billigeren und schnelleren Herstellern, sowie neuen Materialien, umzusehen. Umso erstaunlicher ist es, im Schwarzwald im Jahre 1790 auf diese in der damaligen Zeit bestimmt nicht bekannten Herstellungsverfahren von Verzierungen auf Uhrenschilder zu stoßen. War die Herstellung von so genannten "Surrogaten" einzelnen Personen damals im Schwarzwald bekannt, so war in früherer Zeit in anderen Ländern eine Herstellung dieser "Imitate" in verschiedenen Materialformen und Zusammensetzungen längst angewandt worden. Solche Verfahren zur Herstellung von künstlichen Ornamenten wurden natürlich im Schwarzwald als ein Geheimnis behandelt, und sind sicher auch als solches in Vergessenheit gekommen. In erster Linie war das Aussehen des Uhrenschildes wichtig, ob dieser nun geschnitzt oder anderweitig hergestellt wurde, war am Anfang auch der Unkenntnis wegen egal. Ob und wie sich dieses Geheimnis später dann gelüftet hat, und wie die daraus entstandenen Reaktionen der Schnitzer ausgefallen sind, ist uns leider nicht bekannt. So soll der Versuch unternommen werden, die noch vorhandenen Spuren in ihren Anfängen zu sammeln, und ihre spätere Entwicklung aufzuzeigen. Hat sich doch diese Anfertigung von künstlicher Ornamentik später bis zur industriellen Fertigung entwickelt.
Wird der langsame Niedergang des Schnitzerhandwerkes dieser "künstlichen Herstellung" zugeschrieben, so muss auch erwähnt werden – die Schnitzer alleine waren nicht in der Lage, die geforderten großen Stückzahlen zu bewältigen. Auch die dadurch "preislich günstigen" Herstellungskosten trugen dazu bei, die Schwarzwälder Uhrenmacher auf dem Uhrenmarkt – der heftig umkämpft wurde – langfristig mit Arbeit zu versorgen. Durch Jahrhunderte sind solche künstlichen Produkte erzeugt worden, und vergeblich haben sich zum Beispiel die französischen Bildschnitzer 1724 bemüht, ein Verbot gegen "Pastenpressung" durchzusetzen.
Die Schwarzwälder Entstehung
Adolf Kistner schreibt in seinem Buch "Die Schwarzwälder Uhr" aus dem Jahre 1927 ... Unter den verschiedenen Fassmalern ragt noch als ganz besonders tüchtig ein weiterer Mathias Faller (1776–1852) heraus, den man oft mit einem Namensvetter [2] verwechselt hat. Dieser aus Gütenbach stammende und in Furtwangen ansässige Mathias Faller, ein großer Freund der Musik und der bildenden Künste, fertigte sich nach eigenen Entwürfen hohle Metallformen von Zierleisten, Perlstäben, Kartuschen usw., goss sie mit einer Masse aus eigener Erfindung aus, und brachte dann die noch vergoldeten oder buntbemalten Zierstücke auf Uhrenschilder an ….. Mathias Faller gilt als Erfinder des Stuckschildes.
[1] Surrogat = Als Ersatz für….
[2] Bildhauer Mathias Faller aus Neukirch
Wird der langsame Niedergang des Schnitzerhandwerkes dieser "künstlichen Herstellung" zugeschrieben, so muss auch erwähnt werden – die Schnitzer alleine waren nicht in der Lage, die geforderten großen Stückzahlen zu bewältigen. Auch die dadurch "preislich günstigen" Herstellungskosten trugen dazu bei, die Schwarzwälder Uhrenmacher auf dem Uhrenmarkt – der heftig umkämpft wurde – langfristig mit Arbeit zu versorgen. Durch Jahrhunderte sind solche künstlichen Produkte erzeugt worden, und vergeblich haben sich zum Beispiel die französischen Bildschnitzer 1724 bemüht, ein Verbot gegen "Pastenpressung" durchzusetzen.
Die Schwarzwälder Entstehung
Adolf Kistner schreibt in seinem Buch "Die Schwarzwälder Uhr" aus dem Jahre 1927 ... Unter den verschiedenen Fassmalern ragt noch als ganz besonders tüchtig ein weiterer Mathias Faller (1776–1852) heraus, den man oft mit einem Namensvetter [2] verwechselt hat. Dieser aus Gütenbach stammende und in Furtwangen ansässige Mathias Faller, ein großer Freund der Musik und der bildenden Künste, fertigte sich nach eigenen Entwürfen hohle Metallformen von Zierleisten, Perlstäben, Kartuschen usw., goss sie mit einer Masse aus eigener Erfindung aus, und brachte dann die noch vergoldeten oder buntbemalten Zierstücke auf Uhrenschilder an ….. Mathias Faller gilt als Erfinder des Stuckschildes.
[1] Surrogat = Als Ersatz für….
[2] Bildhauer Mathias Faller aus Neukirch
Die Ornamentenfabrik Josef Dold in Vöhrenbach
Das am Mühlenplatz in Vöhrenbach gelegene Stammhaus der späteren Ornamenten Fabrik Dold, auch im Volksmund besser bekannte "Strickerhaus", war der Ausgangspunkt für ein sich bis in die heutige Zeit immer weiter entwickelnden Industrie-Unternehmen in Vöhrenbach.
Die Anfänge der Firma Dold lassen sich in die große Zeit des Musikwerkebaus zurückverfolgen und als Zulieferbetrieb für die Orchestrion- und Uhrenindustrie hat die Firma durch ihre damaligen technischen Errungenschaften und Neuerungen doch einige interessante Spuren hinterlassen. Die fast in Vergessenheit geratene Produktion von Orchestrion- und Uhren-Ornamenten soll nachfolgend nun wieder in Erinnerung gerufen werden.
Als die Uhrenindustrie den Bedarf an Schnitzereien stark erweiterte, und die Schnitzer große Stückzahlen für wesentlich geringeren Lohn anfertigen sollten, war der Grundstein für die spätere Entwicklungsgeschichte der Firma Dold gelegt. Mit eigenen Entwürfen und selbst hergestellten Modellen wurden Gieß- und Pressformen angefertigt, die eine rationale und kostengünstige Produktion von so genannten "Surrogaten" (Ersatzmodellen) in hoher Stückzahl ermöglichen sollte. Hierzu wurde eine Pressmasse in eine Werkzeugform eingebracht und gepresst und so ein kostengünstiges Abbild der Form vielfach reproduziert. Die Rezeptur für eine solche Pressmasse war natürlich ein Geheimnis der sich im Aufbau befindlichen Firma Dold.
Die Entwicklungsphase begann mit Stuck- und Gipsornamenten, wobei die Zerbrechlichkeit und Wasserempfindlichkeit ein baldiges Umdenken mit sich brachte. Die Holzpressung in Stirnholz war der nächste Schritt, wobei sich das Abzeichnen der harten Jahresringe an der Oberfläche als störend erwies.
Durch eine beginnende Experimentphase der Holzpressung mit einer Presse von 200 Tonnen Druck, und die dafür notwendigen Pressformen, wurde die Zeit der Langholzpressung (Faserrichtung) erreicht. Das daraus resultierende Produkt kam einer Schnitzerei so ähnlich, das ein Erkennen – ob geschnitzt oder gepresst, sich nur geübten Augen erkennbar zeigte. Diese vollendete Holzpressung wurde dann auch von anderen Uhrenfirmen auf ihren Uhrengehäusen verwendet.
Ein kleines Original–Lieferscheinbuch über einen Zeitraum von 3 Monaten ergibt einen kurzen Überblick zur Belieferung von kleinen, mittleren und damals schon größeren Uhrenfabriken. Selbst Uhrenfirmen in Triberg, St. Georgen, Villingen, Schwenningen, Neustadt, Lenzkirch und Furtwangen gehörten zu den Kunden.
Die Anfänge der Firma Dold lassen sich in die große Zeit des Musikwerkebaus zurückverfolgen und als Zulieferbetrieb für die Orchestrion- und Uhrenindustrie hat die Firma durch ihre damaligen technischen Errungenschaften und Neuerungen doch einige interessante Spuren hinterlassen. Die fast in Vergessenheit geratene Produktion von Orchestrion- und Uhren-Ornamenten soll nachfolgend nun wieder in Erinnerung gerufen werden.
Als die Uhrenindustrie den Bedarf an Schnitzereien stark erweiterte, und die Schnitzer große Stückzahlen für wesentlich geringeren Lohn anfertigen sollten, war der Grundstein für die spätere Entwicklungsgeschichte der Firma Dold gelegt. Mit eigenen Entwürfen und selbst hergestellten Modellen wurden Gieß- und Pressformen angefertigt, die eine rationale und kostengünstige Produktion von so genannten "Surrogaten" (Ersatzmodellen) in hoher Stückzahl ermöglichen sollte. Hierzu wurde eine Pressmasse in eine Werkzeugform eingebracht und gepresst und so ein kostengünstiges Abbild der Form vielfach reproduziert. Die Rezeptur für eine solche Pressmasse war natürlich ein Geheimnis der sich im Aufbau befindlichen Firma Dold.
Die Entwicklungsphase begann mit Stuck- und Gipsornamenten, wobei die Zerbrechlichkeit und Wasserempfindlichkeit ein baldiges Umdenken mit sich brachte. Die Holzpressung in Stirnholz war der nächste Schritt, wobei sich das Abzeichnen der harten Jahresringe an der Oberfläche als störend erwies.
Durch eine beginnende Experimentphase der Holzpressung mit einer Presse von 200 Tonnen Druck, und die dafür notwendigen Pressformen, wurde die Zeit der Langholzpressung (Faserrichtung) erreicht. Das daraus resultierende Produkt kam einer Schnitzerei so ähnlich, das ein Erkennen – ob geschnitzt oder gepresst, sich nur geübten Augen erkennbar zeigte. Diese vollendete Holzpressung wurde dann auch von anderen Uhrenfirmen auf ihren Uhrengehäusen verwendet.
Ein kleines Original–Lieferscheinbuch über einen Zeitraum von 3 Monaten ergibt einen kurzen Überblick zur Belieferung von kleinen, mittleren und damals schon größeren Uhrenfabriken. Selbst Uhrenfirmen in Triberg, St. Georgen, Villingen, Schwenningen, Neustadt, Lenzkirch und Furtwangen gehörten zu den Kunden.
Diese einmalige Industriegeschichte der Holzpressung, wo die Uhrengeschichte zu einem wesentlichen Teil mitgeprägt hat, ist leider in Vergessenheit geraten und auch in der Literatur nicht bekannt.
Wenn Sie als Leser dieses Berichtes selbst Augenzeuge werden wollen, so sind Sie im "Uhrmacherhäusle" in Vöhrenbach herzlich willkommen.
Über 100 Original Pressformen für Uhrenschilder und Originalexponate aus der ganzen Entwicklungsgeschichte warten auf ihren Besuch.
Wenn Sie als Leser dieses Berichtes selbst Augenzeuge werden wollen, so sind Sie im "Uhrmacherhäusle" in Vöhrenbach herzlich willkommen.
Über 100 Original Pressformen für Uhrenschilder und Originalexponate aus der ganzen Entwicklungsgeschichte warten auf ihren Besuch.
Siegfried Kleiser