uhren-ausstellung im Uhrmacherhäusle
Am 20. Mai 2012 startete die neu zusammengestellte Dauerausstellung:
"Querschnitt des handwerklichen Uhrengewerbes".
Der Arbeitskreis Stadtgeschichte möchte mit der Ausstellung an das ehemals in Vöhrenbach ansässige Uhrengewerbe erinnern, von dem sich nur spärliche Informationen über die Zeit erhalten haben oder verloren gegangen sind. In neueren Fachpublikationen erfährt das ehemalige Vöhrenbacher Uhrengewerbe (Zulieferer) eine erfreuliche Aufmerksamkeit und literarische Wiederbelebung. Eine sehr mutmachende Entwicklung...
Bildergalerie - Impressionen aus der Ausstellung
Nachfolgend werden bekannte Vöhrenbacher Uhrmacher vorgestellt, für die eine abgesicherte Datengrundlage in Form von Unterlagen und/oder Realien vorliegt. Die Reihe wird fortlaufend ergänzt ...
Anton Haeckler II
Figuren- und Turmuhrmacher zu Vöhrenbach, 1814-1889
Zusammengestellt von Siegfried Kleiser
War bisher Anton Haeckler II nur mit seinem Namen in der Chronik von Vöhrenbach bekannt, so hat sich in den letzten Jahren doch einiges geändert. Abgehaltene Vorträge und veröffentlichte Publikationen über Haeckler öffneten nach langer Zeit den Zugang zu bisher nicht gekannten Dokumenten. Museen und Uhrensammler, auch Freunde alter Uhren, machen es erst jetzt möglich in vorhandene Dokumente Einblick zu nehmen, um einiges über die Person von Haeckler zu erfahren. Der neue Kenntnisstand über Anton Haeckler II erforderte nun eine Neubearbeitung und Ergänzung des Beitrages. So ist es jetzt möglich geworden durch vorliegende Dokumente den Stammbaum der Haeckler–Dynastie bis in die heutige Zeit – zumindest von einem Sohn (Severin) - lückenlos darzustellen. Eine Ur-,Ur-, Urenkelin von Anton Haeckler I hat durch die dankenswerte Überlassung von Dokumenten und Fotos einen wesentlichen Anteil daran.
Am Anfang war ...
Es war früher üblich auf den erstgeborenen Sohn den väterlichen Namen zu übertragen, so ist das vorliegende Geburts- und Taufdokument von großer Bedeutung …
Eine alte Rechnung aus dem Jahr 1843 beurkundet dann, dass Anton Haeckler II sein Bürgerantrittsgeld von 5 fl. (Gulden) an die Stadtkasse Vöhrenbach geleistet hat und dieses von vier Gemeinderäten beglaubigt wurde.
Uhrmacher ...
Anton Haeckler II war zu seiner Zeit ein exzellenter Uhrmacher, alle seine bisher aufgefundenen Uhren wurden von ihm gemarktet, d.h. in den Werkplatinen ist sein Name und eine Werk–Nr. eingepunzt.
Haeckler hat der Schwarzwälder Figurenuhr "Knödelfresser" maßgeblich zum Durchbruch verholfen und seine Kuckucks- und Kapuzineruhren erlangten auf dem Sammlermarkt einen großen Zuspruch. Seine in den Museen befindlichen Turmuhren im Umland von Vöhrenbach zeugen noch heute von seinem Können als Turmuhrmacher. In den Turmuhren ist der Name Anton Haeckler in einem Rad eingegossen, bei einem Kirchturmuhrwerk ist im Kontroll–Zifferblatt sein Name, die Anschrift und das Baujahr abgebildet. Vorhandene Rechnungen über die Turmuhrwerke belegen dies auf ihre Art.
Als in Vöhrenbach der alte Kirchturm abgerissen wurde, machte Anton Haeckler den Vorschlag: "Man möge die alte Kirchturmuhr im Rathaus zu Vöhrenbach einbauen, und zwei Zifferblätter – eines gegen Norden und das andere gegen Süden - anbringen". Doch zu dieser Ausführung kam es nie!!
Auf der Badischen Landesausstellung in Karlsruhe (1861) erhielt Hae[ä]ckler eine belobende Anerkennung.: "Die von dem Aussteller gelieferten Kuckucksuhren beweisen, nebst den zahlreichen andern ähnlichen Uhren, wie sehr gegenwärtig diese Art von Schlagwerken beliebt ist und es erklärt sich daraus auch die große Vollkommenheit, mit welcher man auf dem Schwarzwalde die eigentümlichen Laute des Kuckucks nachzuahmen versteht. Außerdem hatte Häckler eine Turmuhr, das einzige derartige Stück der Ausstellung geliefert. Dieselbe hat Stunden- und Viertelschlagwerk; das Gehwerk ist mit konstanter Kraft versehen, welche alle Minuten aufgezogen wird - eine Einrichtung, die abgesehen von allem andern für Turmuhren schon darum große Vorteile hat, weil der Druck des Windes auf die Zeiger den Gang der Uhr nicht mehr beeinflussen kann. Die Arbeit an dieser Uhr ist sehr fleißig."
[Info: Der Familienname Haeckler wandelte sich nun zu Häckler].
Ein Kirchturmuhrwerk aus dem Jahr 1883 stellt das augenblicklich letzte nachweisbare Lebenszeichen von diesem Uhrmacher dar (im Uhrmacherhäusle in Vöhrenbach ausgestellt). Danach verlieren sich die Spuren dieses großen Uhrmachers aus Vöhrenbach.
Leider sind bisher noch keine weiterführenden Erkenntnisse über den zweiten Sohn von Anton Haeckler II vorweisbar. In einer Auswanderer-Datenbank wurde ein Hinweis gefunden, der die Auswanderung eines "Johann Häckler, Vöhrenbach, ausgewandert 1880, Auswanderungsland unbekannt" verzeichnet. Eine eindeutige Zuordnung ist aufgrund fehlender Nachweise leider nicht möglich.
Es soll noch weitere Nachfahren der Familie Häckler in den USA geben, doch bestand bisher leider keine Möglichkeit, die doch sehr umfangreiche Dokumentation in Bilder und Text persönlich zu übergeben.
Ergänzung: Mittlerweile liegen weitere genealogische Erkenntnisse zur Familie Häckler in den USA vor. Auch konnten bereits Häckler-Uhren in den USA aufgespürt werden, der Name Häckler ist in amerikanischen Sammlerkreisen nicht unbekannt.
Severin Häckler
Ein Sohn von Anton Haeckler II, 1854-1903
Severin Häckler wurde 1854 in Vöhrenbach geboren.
Interessanterweise kam es hier zu einer Veränderung des Familiennamens.
Anstatt "Haeckler" wird nun die Schreibweise "Häckler" verwendet!
Im Jahr 1884 tauchte der Name von Severin Häckler bei der Gewerbeausstellung in St. Georgen / Schw. als Aussteller in der Liste des Gewerbevereins Vöhrenbach auf - Nr. 162. Häckler Severin : Soldaten=, Kapuziner= und Kuckuckuhren, Wetterhäuschen. Ob Severin Häckler sich beruflich als Uhrmacher und (oder) Uhrenhändler betätigte, über diese Frage sind noch keine belegbaren Informationen vorhanden.
Im Villinger Volksblatt von 1890 war zu lesen: Severin Häckler erbaut das Gasthaus zur "Krone" an der Stelle des baufälligen "Löwen" in Vöhrenbach. Im Jahre 1892 erschien in selbiger Zeitung der Hinweis: Eröffnung des Gasthauses "Krone" durch Severin Häckler, am 14. August diesen Jahres. Severin Häckler war Gründungsmitglied und der erste Vereinsvorsitzende des Athletenklubs "Herkules"-Vöhrenbach im Jahr 1900 bis zu seinem Tod. Die Erstausstattung für diesen Verein wurde von ihm gestiftet.
Aus einer Anzeige im Villinger Volksblatt ist zu entnehmen, dass der "Kronenwirt" Severin Häckler am 24. November 1903 im Alter von 49 Jahren verstorben ist.
Als im Jahr 2008 das Gasthaus zu Krone seinen Besitzer wechselte, wurden unter dem Dach zahlreiche Fragmente einer kleinen Drehorgel gefunden sowie eine Urkunde des Severin Häckler, ausgestellt vom damaligen Großherzog von Baden für besondere Dienste in der Feuerwehr.
Dieser doch sehr erfolgreiche Name "Haeckler" ist in Vöhrenbach leider ausgestorben. Doch ist zu hoffen, dass die vorhandenen Objekte und Dokumente der Familie "Haeckler" uns noch über viele Generationen erhalten bleiben.
Als Original vorhanden im Uhrmacherhäusle:
- Bahnhäuslekuckuck mit Holzkulisse NR. 159 / A. Haeckler
- Bahnhäuslekuckuck mit Zinkblechschild NR. 1 / A. Haeckler
- Kapuziner Uhr mit Knorrholzgehäuse NR. 52 / A. Haeckler
- Bildrahmenuhr mit Zinkblechschild (Leihgabe-Vorstellung) Nr. 38 / A. Haeckler
- Kirchturmuhr aus dem Jahre 1883 A. Haeckler / Vöhrenbach
Als Original vorhanden im "örtlichen" Privatbesitz:
- Kapuzineruhr mit gotischem Gehäuse NR. 25 / A. Haeckler
- Wetterhäuschen von Severin Häckler
Als Original in Privatbesitz:
- Bildrahmenuhr / Uhrwerk von Anton Haeckler (Leihgabe - Vorstellung im Uhrmacherhäusle)
- Knödelfresser Nr. 18 / A. Haeckler
In Museen vorhanden:
- Knödelfresser von Anton Haeckler / Deutsches Uhrenmuseum Furtwangen
- Trinkeruhr : Uhrwerk von Anton Haeckler , Figur von Adolf Winterhalder Uhrenmuseum Wien
- Rathausuhr St.Georgen i. Schw. von A. Haeckler
- Rathausuhr Schwenningen von A. Haeckler
- Rathausuhr Tannheim von A. Haeckler
Nur noch dokumentarisch nachweisbar:
- Kirchenuhr von Waldau i. Schw.
- Kirchenuhr von Liedolsheim. Diese Kirchenuhr war im Jahre 1861 auf der Badischen Landes-Gewerbeausstellung in Karlsruhe ausgestellt, als einzige dieser Art; von A. Haeckler
Die Uhrmacherfamilie Xaver Schreijäg - Vöhrenbach
Eine Zusammenstellung von Nachweisen und Bildquellen
Artikel und Bilder unterliegen dem UrhG, ©Markus Schätzle
Xaver Schreijäg wurde am 3.10.1842 im Waldhaus in Hausen a. T. geboren, als Sohn des Johannes Schreijäg (*26.09.1793 - †29.03.1859) - Knecht auf dem Waldhaus. Er heiratete am 9.10.1865 Theresia Merz aus Angelsbach. Aus dieser Ehe gingen 13 Kinder hervor.
Im Jahr 1865 gründete Xaver Schreijäg eine Uhrenfabrikation in Vöhrenbach (alte Apotheke).
1887 war er auf einer Ausstellung in Freiburg vertreten, wo er auch als Spezialist für Trompeteruhren erwähnt wurde.
Am 2. Oktober 1895 wurde im Villinger Volksblatt von der Straßburger Ausstellung berichtet, bei der die Schwarzwälder Uhrenindustrie hervorragende Auszeichnungen erreichte. Auch Xaver Schreijäg wurde auf dieser Ausstellung mit einem Diplom ausgezeichnet.
Am 1. Dezember 1899 verstarb Xaver Schreijäg im Alter von 57 Jahren; drei von seinen Kindern - Edwin, Hermann und Alfred - erlernten den Beruf des Uhrmachers.
Die Schreibweise Schreyäg als Uhrmacher und Schreijäg in der Geburtsurkunde, bleibt eine offene Frage. Xaver Schreijäg war auch im Vöhrenbacher Gemeinderat tätig.
Die nachfolgende Generation:
Hermann Schreijäg, *29.09.1879 - †? , der jüngste der drei Uhrmacher.
Verheiratet mit Elisabeth Weiler aus Gründelwangen.
Er arbeitete als Meister bei X. Heine & Sohn. Nebenher fertigte und reparierte er Uhren in der Krankenhausstraße.
Edwin Schreijäg, *14.07.1872 - †1957.
Verheiratet mit Frieda Laubis.
Er fertigte zuerst im Kammerknecht Haus, später in der Schützenstraße 15 (im Backsteinhaus), mit bis zu drei Gehilfen Uhren.
Alfred Schreijäg, *29.01.1865 - †14.08.1922.
Er heiratete am 15.07.1889 Mathilde Heer (Fam. Bildhauer Josef Heer).
Alfred Schreijäg machte sich als Uhrmacher im Hause Heer selbstständig und fertigte als "Xaver Schreijäg Sohn" Uhren. Die Bildhauerfamilie Heer [1], die auch Uhrengehäuse herstellte, war spätestens jetzt in der Lage eigene Uhren zu fertigen.
1904 erschien in der Süddeutschen Uhrmacherzeitung eine Werbeanzeige von "Xaver Schreijäg Sohn". In Vöhrenbach befinden sich noch mehrere Schreijäg-Uhren in Privatbesitz.
[1] Der Familie Heer wird als Zulieferer von Uhrengehäusen für die Eisenbacher Firma Beha aktuell eine verstärkte Aufmerksamkeit entgegengebracht. Eine neu erschienene Fachpublikation weist der Heer'schen Werkstatt einen deutlich stärkeren Einfluss zu, wie bisher angenommen. Dieser Bereich wurde in der Vergangenheit nicht ausreichend betrachtet und ging aufgrund einer sich nur auf die bildhauerischen Fähigkeiten fokussierenden Wahrnehmung fast vollständig unter.
Egidius Dotter aus Vöhrenbach
Sächsischer Uhrenfabrikant und Werkmeister (Leiter) der "Königlich Sächsischen conzessionierten Wanduhrenfabrik in Carlsfeld."
Egidius Dotter wurde am 31. August 1783, als erstes von vier Kindern, in der damals fürstenbergischen Land- und Amtsstadt Vöhrenbach auf dem Schwarzwald geboren. Bereits seine Eltern und Großeltern waren in der Stadt beheimatet. Am 5. September 1816 heiratete Egidius Dotter eine Apollonia Fehrenbach, geb. am 22. März 1791, in Vöhrenbach.
Vom Uhrenträger zum Werkmeister
Als junger Mann und gut ausgebildet begann er seinen Berufsweg als Uhrenträger/-händler im damaligen Königreich Sachsen (seit 1806 Kgr.). Sein erstes berufliches Umfeld als Uhrenhändler lag in der mittelsächsischen Kleinstadt Lunzenau.
Die doch recht einsame Umgebung erbrachte aber nicht den richtigen und erwarteten Handel mit Schwarzwälder Uhren, Dotter entschloss sich notgedrungen zu einer Verlagerung seines Betätigungsfelds. Doch für den Schwarzwälder Uhrenhandel waren in Sachsen einige Hürden aufgebaut: „Nur Bürger dürfen Uhren verkaufen, und das Bürgerrecht wurde oft verweigert, wer es erlangt, hat die Erlaubnis die Märkte zu beziehen, ein offener Laden bedarf noch einer besonderen Gestattung. Durch die Einheiratung in Sachsen wurde diese Hürde dann oft umgangen." So war es nicht verwunderlich, dass einige Schwarzwälder Uhrenhändler in Sachsen den Versuch wagten, diese Uhren selbst herzustellen.
Die Herstellung von Holzuhren unterlag nicht dem Zunftzwang des dortigen Uhrmacherhandwerks. Das Herstellen von hölzernen Uhren war immer möglich, auch wenn keine Meisterprüfung vorlag. In einer Stellungnahme der Königlichen Kreisdirektion Zwickau von 1859 steht geschrieben: „Die Schwarzwälder Uhrmacher für ihre Person können an der unzünftigen Fertigung von Wanduhren nicht behindert werden."
In den Anfängen der Uhrenherstellung kann man davon ausgehen, dass sich die Hersteller in Sachsen viele Teile aus dem Schwarzwald besorgten. Die Nähe zur böhmischen Grenze lässt vermuten, dass die Teile illegal durch Schmuggel eingeführt wurden. Diese Behauptung konnte aber nie bewiesen werden, die Beteiligten haben es auch immer abgestritten.
Uhrenfabrikation in Wermsdorf
Um einen genaueren Einblick in die Geschichte der Dotterschen Uhrenfabrik nehmen zu können, müssen die heute noch zur Verfügung stehenden Quellen herangezogen werden. Sicheren Boden findet man in den Kirchenbüchern der katholischen Kapelle auf Schloss Hubertusburg. Die meisten und wichtigsten Unterlagen befinden sich im erzgebirgischen Carlsfeld.
Der genaue Anfang der Uhrenherstellung von Egidius Dotter dürfte zwischen 1828 und 1830 liegen. Als er um diese Zeit in Wermsdorf seine Fertigung aufbaute, war er bereits verheiratet und hatte schon größere Kinder. In den Jahren 1834/35 dürfte Dotter mit dem Ausbau seiner Fabrik im Schloss Hubertusburg in Wermsdorf begonnen haben. Ein Eintrag im Kirchenbuch in Wermsdorf belegt; im Februar 1836 stirbt seine Tochter Mariana "älteste Tochter des Uhrenfabrikanten in Hubertusburg." Im Jahr 1837 wird von der Sächsischen Gewerbeausstellung berichtet: Die von Egidius Dotter in Wermsdorf, jetzt in Dresden ausgestellten Holzuhren - mit massivem Gehwerk - wurden recht gut gearbeitet.
Dotter muss nach neuesten Erkenntnissen als Lehrling, und dann als Geselle, alle im Schwarzwald vorkommenden Teilgebiete der Uhrmacherei kennengelernt haben. Seine Erzeugnisse beweisen, dass er alle Arbeitsschritte und deren Technik beherrschte. Um von den Zulieferern aus dem Schwarzwald unabhängig zu werden, waren viele selbstständige Arbeitsteilungen notwendig. Das Gießen von Rädern, Glocken und Zeigern, sowie die Anfertigung von Uhrenschildern sind nur einige. Eine Gelbgießerei dürfte aber schon in Wermsdorf vorhanden gewesen sein. Um diese Arbeiten fachgerecht ausführen zu können, wurden Arbeiter mit Erfahrung gebraucht, die sich Dotter aus dem Schwarzwald geholt hat.
Wie viele Räume sich Dotter im Schloss Hubertusburg für seine Fabrik angemietet hat, lässt sich nicht mehr nachweisen, man geht aber davon aus, dass Dotter mit seiner Familie im Schloss auch seinen Wohnsitz einnahm und die unverheirateten Arbeiter dort mitversorgt wurden. Der Betrieb wurde seinem eigenen Bericht nach, langsam und gleichlaufend mit dem steigenden Verkauf der Uhrenproduktion erweitert, so ist daraus zu schließen, das Dotter seine Uhrenherstellung ohne fremde finanzielle Hilfe aufgebaut hat.
Schwarzwälder Uhrmacher in Wermsdorf
Folgende Schwarzwälder Uhrmacher, die in der Region um Wermsdorf/Sachsen mit Uhren gehandelt oder hergestellt haben, sind bekannt: Gebrüder Philipp und Georg Benitz, Uhrmacher aus dem Ibental bei St.Märgen, erw. 1830 - Johann Schreier, Uhrmacher, erw. 1825 - Joseph Langenbach, Uhrmacher aus Schönwald, gest. 4. Januar 1830, Alter 67 Jahre - Andreas Faller, Uhrmachergeselle, Wagensteig / St. Märgen, gest. 1. April 1831 - Alois Fischer, Uhrmachergeselle aus Baden, gest. 1837 in Hubertusburg - Heinrich Meinhard, Uhrmacherlehrling - Franz Eduard Riedel, Uhrmacherlehrling aus Reckwitz - Heinrich Lehmann, Uhrmacherlehrling aus Grauschwitz - Johann Amseln Schreier, Uhrmacher in Hubertusburg - Hauri, Uhrenhändler - Johan Tritzler, Uhrenhändler - Johann Friederich Erbmann, Uhrmacher, erw. 1844 - Julius Hörig, Uhrmacher, erw. 1848 - Mathias Faller, Uhrenhändler in Wermsdorf, erw. 1833, aus dem Schwarzwald.
Uhrenfabrikation in Dresden
Mitte 1837 ist Egidius Dotter mit seiner Uhrenfabrik aus dem Schloss Hubertusburg nach Dresden/Friedrichsstadt gezogen. Über die Gründe dieses Umzugs kann heute nur noch spekuliert werden, die Räumlichkeiten im Schloss wurden aber für die Errichtung eines Landeshospitals benötigt. Zwischenzeitlich ging der Handel mit hölzernen Uhren in Sachsen aber auch zurück, Dotter versuchte dies mit einer Handelspräsenz in der Landeshauptstadt zu kompensieren.
Egidius Dotter verkaufte seine Dresdener Uhrenfabrik im Herbst 1839 an die Aktiengesellschaft der Wanduhrenfabrik Carlsfeld, der Vertrag wurde am 28. Juni 1839 in Eibenstock unterzeichnet. Er selbst zog mit seinem ältesten Sohn (Egidius Dotter jun., geb. 1817) nach Carlsfeld und brachte außer seinen Werkzeugen und Materialien auch einen Teil seiner Arbeiter und Uhrenhändler mit. Über diesen Verkauf haben sich umfangreiche Akten erhalten, diese befinden sich heute im Bestand des Museums von Schloss Schwarzenberg [1].
Wanduhrenfabrik Carlsfeld
Als Dotter im Oktober 1839 die Werkmeisterstelle in Carlsfeld angenommen hatte, wurde in der Fabrik die Herstellung aller Uhren auf die Muster von Dotter umgestellt [2]. Die Carlsfelder Uhren wiesen auch hier einige Merkmale auf, durch die sie sich von den Uhren aus dem Schwarzwald unterschieden. Die von Dotter eingeführten kleinen Merkmale hat er schon in Schloss Hubertusburg an seinen Uhren angebracht [3]. Die Uhren wurden nach dem Beitritt wie folgt signiert: "Königl. Säch. concessionirte vereinigte Carlsfelder-Dottersche Wanduhrenfabrik" unter Leitung des Werkmeisters Dotter, vormals Dresden.
Um die Produktionskosten zu senken, wurde anfangs der 50er Jahre die Arbeit zum Teil in Heimarbeit ausgelagert. Dies stieß auf entschiedenen Widerstand von Dotter, der eine Verschlechterung der Qualität voraus sah. Dotter wurde 1854 kurzerhand entlassen, er ging nach Dresden zurück, da er sein dortiges Bürgerrecht nie aufgegeben hatte, und handelte dort weiterhin mit Uhren.
Egidius Dotter sen. ist am 17. Juni 1868 in Cotta bei Dresden verstorben.
[1] Nach einer vorgelegten Inventarliste war die Dotter’sche Fabrik besser ausgerüstet als die Carlsfelder; nicht zuletzt besaß Dotter eine komplett eingerichtete Gelbgießerei.
[2] Dotter ließ jetzt die Uhrenwerke nach der Konstruktion seiner Dresdener Fabrik herstellen und änderte die Form der Gestelle, der Wellen und die Zähnezahl. So ist in einem Inventurbericht aus dem Jahr 1840 zu lesen: 463 Stück Gehäuse welche von früher gefertigten noch vorhanden sind, jedoch in Folge der anderen Bauart der Uhren nicht mehr gebraucht werden.
[3] Da in Sachsen immer noch mit Schwarzwälder Uhren gehandelt wurde und diese in ihrem Preis unter den Uhren von Carlsfeld lagen, wurden Markierungen angebracht um Uhren aus sächsischer Produktion auch für Laien besser erkennbar zu machen. Folgende Merkmale wurden beschlossen: Firmenbezeichnung mit zwei unterschiedlichen Schriftbildern als Doppelabdruck, eine eingeschlagene Rosette im Deckbrett innen, mit Schlagpunzen markierte Fallenwellen (wo nur in Carlsfelder Uhren bekannt sind).
Am 26. März 1839 trat in Sachsen ein gesetzlicher Erlass in Kraft, der auch den Uhrenverkauf einschneidend reglementierte: Keine ausländischen Waren sind mehr zu kaufen, bei Bedarf ist auf die inländischen Produkte zurückzugreifen. Ob alle diese Maßnahmen ihren Zweck erfüllten, um den Schwarzwälder Uhrenhandel zu unterbinden, ist nicht belegbar.
Wermsdorf in Kursachsen
Die ersten Spuren von Personen aus der süddeutschen Herrschaft Fürstenberg sind im sächsischen Kurfürstentum bereits vor dem ersten Auftreten des "Schwarzwälder Uhrenhändlers" nachweisbar.
Der ehemals kursächsische Ort Wermsdorf nahm hier eine zentrale Bedeutung ein, die sich anfänglich bis in das Jahr 1697 zurückverfolgen lässt. In diesem Jahr wurde der Reichsfürst Anton Egon von Fürstenberg-Heiligenberg (geb. 1656 in München, ges. 1716 in Wermsdorf) vom sächsischen Kurfürsten und polnischen König August dem Starken zum "Statthalter in Kursachsen" berufen. Der Fürst nahm als kursächsischer Statthalter im Kontext der 1697 begründeten sächsisch-polnischen Personalunion eine zentrale Rolle ein und vereinigte in diesem höchsten Regierungsamt eine außergewöhnliche Machtfülle. Als Landfremder außerhalb und als souveräner Reichsfürst weit über dem sächsischen Adel stehend, hatte er auch in zeremonieller Hinsicht die häufige Abwesenheit des Herrschers zu kaschieren.
Seiner herausgehobenen Stellung entsprechend wurde dem Fürsten vom kursächsischen Hof das Schloss Wermsdorf, beim gleichnamigen Ort gelegen, als repräsentativer Wohnsitz auf Lebenszeit zur Verfügung gestellt. In Dresden bezog er das Fürstenbergsche Haus, oder auch Palais Fürstenberg, ein im 16. Jahrhundert erbautes Wohnpalais. Es stand an der Ecke Schlossplatz 1 / Augustusstraße.
Durch den Umzug des Fürsten nach Schloss Wermsdorf war auch ein Mitumzug von hauseigenem Dienstpersonal notwendig geworden, welches sich nun ebenfalls dort niederließ.
Mit dem 1710 abgeschlossenen Einbau einer katholischen Schlosskapelle fand auch das konfessionelle Bekenntnis der Schlossbewohner und ihrer Bediensteten im protestantischen Kursachsen eine bleibende Berücksichtigung. Diese setzte sich auch 1726 beim Bau des nahe gelegenen Schlosses Hubertusburg (Wermsdorf) fort, auch dort wurde eine katholische Kapelle eingerichtet: "An der Kapelle ist ein Geistlicher für die hier wohnenden Katholiken, deren Anzahl 100 beträgt, angestellt. An Fest- und Sonntagen strömen aber viele andere aus der benachbarten Gegend zu." Durch die katholische Gemeinde in Wermsdorf und Hubertusburg angezogen ließen sich nicht wenige Katholiken in dieser Region nieder.
Der Ort Wermsdorf wird um 1830 wie folgt beschrieben: Das Dorf Wermsdorf ist eines der bevölkerten des Leipziger Kreises mit 1534 Einwohnern, die Nähe von Hubertusburg lässt den Ort immer lebhaft genug erscheinen, außer den Handwerkern, welche gewöhnlich in größeren Dörfern vorhanden zu sein pflegen, ist die Verfertigung von Puppenköpfen und Wanduhren hier zu erwähnen.
Hier erhalten wir den ersten Hinweis auf die Wermsdorfer Wanduhrenfabrik des Egidius Dotter aus Vöhrenbach!
Das Ende der Carlsfelder Uhren
Nach 1860 wurde in Carlsfeld auch die Fertigung von Turmuhren aufgenommen; im Jahr 1861 wurde im Königreich Sachsen das neue Gewerbegesetz und die Gewerbefreiheit eingeführt. Ab 1865 beklagte man sich über einen Geschäftsrückgang um die Hälfte, als Grund wurde ein unlauterer Hausierhandel durch Schwarzwälder Händler angegeben. Sicher ist aber, dass die Carlsfelder Uhrenfabrik mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte wie die Schwarzwälder Hausindustrie nach 1860. Die Wanduhren Herstellung wurde zu Gunsten der Turmuhrenfertigung verkleinert.
1871 wurden nur noch 27 Arbeiter beschäftigt. In dieser Situation beschloss man im Juli 1874 die Fabrik zu verpachten. Ein neuer Pächter (William Lorenz) aus Carlsfeld stellte 1875 die Fertigung der Wanduhren ganz ein, weil die Herstellungskosten zu hoch lagen und beschränkte sich auf die Turmuhrenherstellung. Wiederum kam ein neuer Pächter aus Eibenstock, auch er konnte der Sache keine Wende geben. So sank die Arbeiterzahl im Jahr 1879 von neun auf drei Personen. Nach 1880 sind in der Fabrik keine Uhren mehr hergestellt worden. Am 21. September 1888 löste sich die Aktiengesellschaft der Wanduhrenfabrik auf, nachdem das Fabrikgebäude 1887 an eine Hohlglasfabrik verkauft wurde. Nach 1900 wird über die Uhrenherstellung in Carlsfeld nicht mehr berichtet.
Seit dieser Zeit ist die Fertigungsstätte Carlsfeld so gut wie vergessen, die ehemalige Uhrenfabrik brannte im Jahr 1911 als letztes Zeugnis der Uhrenherstellung ab.
Die Daten aus dem Königreich Sachsen konnten durch die hilfreiche Unterstützung von Herrn Egon Weißflog aus Schwarzenberg umfassend ergänzt werden!
Ein Pionier der Uhrenindustrialisierung - vom Handwerk zur Massenfertigung
Franz Xaver Heine II. (1814-1886), Uhrmacher aus Vöhrenbach und erster Triebfabrikant im Schwarzwald, Mitglied der badischen Studienkommission von 1849, Mitbegründer der ersten Uhrenfabrik im Schwarzwald, der Fa. Faller (1851) - Uhrenfabrik Lenzkirch,
Gründungsvater des Vöhrenbacher Industrieunternehmens X.Heine & Sohn.
Franz Xaver Heine II. (1814-1886)
Franz Xaver Heine II. wird aufgrund einer Namensgleichheit des öfteren mit seinem Neffen, dem weltbekannten Orchestrionbauer Franz Xaver Heine III. (1853-1922), verwechselt. Es soll deshalb im Vorfeld auf diesen wichtigen genealogischen Unterschied hingewiesen werden.
Die Ursprünge dieser Vöhrenbacher Familie gehen auf einen Franz Xaver Heine I. (1782-1840) zurück. Seine Söhne, Joseph - Uhrmacher und Musikwerkebauer, Franz Xaver II. - Uhrmacher und Triebfabrikant, Heinrich - Spieluhrenmacher (bei seinem Bruder Joseph) und Fidel - Musikwerkebauer, haben unterschiedliche berufliche Wege eingeschlagen und waren dabei sehr erfolgreich.
Joseph Heine gilt als Gründer der Musikwerkebauer-Linie (Flötenkasten, Orchestrionbau), während sein Bruder Franz Xaver II. in der Schwarzwälder Uhrengeschichte deutliche Spuren hinterlassen hat. Es zeigt sich hier die interessante Entwicklung der beiden in Vöhrenbach anzutreffenden Gewerbebereiche des Musikwerkebaus und Uhrenhandwerks innerhalb eines Familienverbandes auf.
Textauszug - Jahresheft 2010 - Hans Wolfer
...im Alter von 17 Jahren wandte sich Franz Xaver Heine II. 1832 nach St.Petersburg (Russisches Reich) um dort bei einem gewissen Ketterer das Uhrenmacherhandwerk zu erlernen. Gleichzeitig war auch sein älterer Bruder Joseph Heine bei diesem tätig. Im Oktober 1835 wurde Franz Xaver Geselle und verdiente monatlich 60 Rubel.
Joseph Heine gab anfangs Februar 1837 die Arbeitsstelle bei Ketterer auf und trat bei Engelbert Risle, der in St.Petersburg ein Spieluhrenmachergeschäft eröffnet hatte, ein. Er muss dort grundlegende Kenntnisse zur Herstellung von Spieluhren (Flötenschränke) erworben haben. Von 1842 an entwickelte sich die Spieluhrenwerkstatt des nach Vöhrenbach zurückgekehrten Joseph Heine zu einem erfolgreichen Unternehmen. Aus dem Zusammenschluss der Firmen Joseph Heine und Gebr. Blessing entstand 1873 die weltbekannte Orchestrionfabrik F.X.Heine.
In einem Brief vom 16.2.1837 teilte Franz Xaver seinen Eltern mit, dass er keinen anderen Vorsatz habe, als im nächsten Jahr noch ins Ausland zu reisen und wahrscheinlich in Berlin beim besten Meister in "Condition" zu gehen. Aus einem vorhandenen Entwurf eines Zeitungsartikels "über die Teilung der Schwarzwälder Holzuhrenmacherei nebst Verbesserungsvorschläge von Franz Xaver Heine in Vöhrenbach" ist zu entnehmen, dass Franz Xaver in England, Frankreich und in der Schweiz gewesen ist. In der Schweiz arbeitete er in einer Taschenuhrenfabrik mit 800 Arbeitern, den Aufzeichnungen nach in leitender Position. Wann Franz Xaver wieder nach Vöhrenbach zurückgekehrt ist, kann nicht mehr festgestellt werden. Es steht aber fest, dass er am 16.4.1842 wieder in Vöhrenbach war, denn an diesem Tag kaufte er von Martin Lehmännschen Erben ein zweistöckiges Wohnhaus mit Scheuer neben der Kirche. Hier legte er 1852 den Grundstein für das heute noch bekannte Industrieunternehmen X.Heine & Sohn (ANUBA) in Vöhrenbach.
Franz Xaver entfaltete durch Wort und Tat eine rege Tätigkeit zur Hebung der heimischen Uhrenindustrie und zog somit die Aufmerksamkeit der badischen Regierung auf sich. 1849 wurde von der Regierung eine Studienkommission eingesetzt, um die Verhältnisse der Uhrenindustrie in Frankreich und in der Schweiz zu studieren. Zu dieser Kommission gehörte neben Franz Xaver Heine auch noch Lorenz Bob, der später Lehrer an der Uhrenmacherschule in Furtwangen war. Angeführt wurde die Kommission von Professor Friedrich Eisenlohr, der mit seinem Modellentwurf der "Bahnhäusleuhr" einen Platz in der Uhrengeschichte gefunden hat.
Anfangs der 50er Jahre kam es zu einer wirtschaftlichen Krise im Uhrengewerbe, die durch eine Missernte noch verschärft wurde. Die badische Regierung sah sich veranlasst "nach neuen Erwerbsmöglichkeiten für die Bewohner des hohen Schwarzwaldes zu suchen und Geldprämien für die Beschaffung solcher auszusetzen". Eine solche Prämie erhielt auch Franz Xaver Heine und diese bildete später den Grundstock seines Betriebskapitals.
Der Vöhrenbacher Aufenthalt wurde 1851 nur kurz unterbrochen durch eine Tätigkeit in Lenzkirch. Dort war Franz Xaver Heine Mitbegründer der ersten Uhrenfabrik im Schwarzwald, der Firma Faller (1851) - "Uhrenfabrik Lenzkirch". Dieser Umstand findet in der Fachliteratur bis heute keinen gebührenden Niederschlag!
Erste Produktionsstätte in Vöhrenbach
Das neue Unternehmen wurde 1852 in Vöhrenbach, heute Adolf-Beermannstraße, gegründet. Hier wohnte auch sein Sohn Xaver Heine. Die neue Firma entwickelte sich langsam, aber stetig. Anfangs wurden 6-10 Leute beschäftigt, zumeist Frauen. Auch seine Kinder zog er zur Arbeit heran.
Auf der deutschen Industrieausstellung in München (1854 - 6.798 Aussteller) konnte die Firma Heine bereits eine belobende Erwähnung wegen der "Einführung der Verfertigung von Stahltrieben und anderer Uhrenbestandteile" erringen (Xaver Heine). Erwähnenswert ist noch, das auf der Ausstellung auch die Gebrüder Heer aus Vöhrenbach eine solche erhielten (Uhrenrahmen/Gestelle).
Das Donaueschinger Wochenblatt vom 25. Juni 1858 berichtet von Heine, dass dieser bereits jährlich ungefähr 100.000 Triebe zum Bau von etwa 15.000 Uhren fertige. Für die Uhrmacher des Schwarzwaldes, die sich mit der neuen Technik der Zugfedernuhren beschäftigten, ergaben sich nun deutliche Kostenvorteile. Es musste nicht mehr der teure ausländische Stahl angeschafft werden, der aus Kostengründen einen Rückgriff auf holzgespindelte Uhren noch vielerorts erforderlich machte. Heine erkannte hier sehr früh die Vorteile der neuen Technik (Metalltriebe), Verzahnungen haben ihn zeit seines Lebens beschäftigt. Für ihn stand die Entscheidung fest, seine berufliche Chance in der sich ankündigenden Uhrenindustrialisierung zu suchen.
Verlagerung nach Schönenbach
Nach etwa 20 Jahren waren die Geschäftsräume zu klein geworden. Es soll angenommen werden, dass in Vöhrenbach keine größeren Räume zu haben waren und das aus diesem Grunde Franz Xaver von der gerade gebotenen Gelegenheit Gebrauch machte und in Schönenbach das Gasthaus zum "Löwen", dass sich damals in dem Hause befand in dem ein Herkulan Fehrenbach ein Strohgeschäft mit Kaufladen betrieb, käuflich erwarb. Vielleicht hatte er auch in seiner Vaterstadt nicht die richtige Unterstützung erfahren. 1873 erfolgte dann die Verlegung des Betriebes. Das Gasthaus "Löwen" wurde noch von Franz Xaver bis 1880 betrieben, begleitend zum Industrieunternehmen, dann wurde es verkauft.
In Schönenbach erweiterte sich der Betrieb mehr und mehr. Anfangs wurden noch überwiegend Triebe für Regulateure und Turmuhren fabriziert, als Hauptabnehmer, die Firma Rupert in Mühlheim bei Tuttlingen. Außer Uhrenbestandteilen wurden später auch noch Metallschrauben und Fassondrehteile für alle Zweige der Uhrenindustrie hergestellt. Die damalige Belegschaft: 16 Arbeiter im Jahr 1877 und 30 im Jahr 1883.
1873 nahm er seinen Sohn Joseph Cornelius als Teilinhaber in sein Geschäft auf, 1878 gelangte die erste Lokomobile zur Aufstellung. Mit der neuen Dampftechnik waren jedoch noch einige technische Probleme verbunden.
Rückkehr nach Vöhrenbach
Nach dem Tod von Franz Xaver Heine 1886 wurde der Betrieb wieder nach Vöhrenbach verlegt. Mit dem Kaufvertrag vom 24. Januar 1888 erwarb sein Sohn Joseph Cornelius Heine vom Kath. Kirchenfond in Vöhrenbach die sogenannte Organistenwiese unterhalb der Schützenbrücke und erstellte darauf eine neue große Fabrik mit Wasserkraftwerk, später wurde auch Dampfkraft eingesetzt. Der Umzug von Schönenbach nach Vöhrenbach nahm Wochen in Anspruch. 14 Tage vor Kirchweih, in den ersten Tagen des Monats Oktober 1888, wurde die Fabrik mit etwa 90 Arbeitern in Betrieb genommen, aber schon wenige Jahre später war auch dieser Neubau zu klein geworden. Im Jahr 1900 musste der erste Erweiterungsbau erstellt werden, 1922-25 folgte nochmals ein größerer Fabrikerweiterungsbau.
Die Firma gehörte in diesen Jahren zu den bedeutendsten metallindustriellen Unternehmen im Schwarzwald. 1871 wurde die Firma auf der oberbadischen Gewerbeausstellung in Freiburg i.Br. mit der goldenen Medaille ausgezeichnet, 1907 auf der Gewerbe- und Industrieausstellung in Villingen wiederum die Verleihung einer goldenen Medaille...
Fritz Kaltenbach aus Vöhrenbach (1876-1959)
Holzschnitzer, Holzbildhauer und Uhrenhersteller (Handwerk)
Textauszug - Jahresheft 2007 - Hellwig Weingärtner
Der Holzbildhauer Fritz Kaltenbach, der täglich von morgens bis abends an seiner Schnitzbank stand und seine Werke geschnitzt hat. Mit ruhiger Hand und klarem Blick führte er seine Schnitzmesser, und was er damit gemacht hat nach seinen eigenen Entwürfen, in lebendige Form gebracht hatte, war immer ein edles Kunstwerk Schwarzwälder Holzbildhauerei.
Am 22.04.1876 wurde er im alten „Sattlerhansenhaus“ - in der Obst und Gemüsehandlung von Bernhard Kern – geboren. An der staatlichen Schnitzereischule in Furtwangen erwarb Fritz Kaltenbach in drei Jahren (1892-94) die Grundlage für seine Ausbildung in der bodenständigen Holzbildhauerei. Im Betrieb seines Vaters Fridolin Kaltenbach arbeitete er mit diesem zusammen und übersiedelte 1895 in sein am Felsen Nr. 7 erworbenes Anwesen.
Im 2. Badischen Feldartillerie-Regiment Nr. 30 (29. Feldartillerie-Brigade, 29. Division, XIV. Armee Korps) leistete Kaltenbach seine aktive Militärdienstzeit ab und machte später auch den ganzen Feldzug 1914/18 unbeschadet mit.
Noch vor dem I. Weltkrieg heiratete er am 8. September 1913 die ledige Hutmacherin (Modistin) Olga Hettich aus Freiburg im Breisgau.
Fortan schnitzte Fritz Kaltenbach in seiner Werkstatt an seinen Lieblingsstücken, der Schwarzwälder Kuckucksuhren. Seine Werke hatten im In- und Ausland, auch in Übersee, kunstverständige Abnehmer gefunden. So hat auch Kaiserin Soraya mit dem Schah von Persien, bei ihrem Deutschland-Besuch 1955 in Baden-Baden, als Andenken eine von Fritz Kaltenbach geschaffene Schwarzwälderuhr ausgewählt.
In der langen Zeit seiner selbständigen Tätigkeit war Fritz Kaltenbach ein tüchtiger Meister für die Heranbildung von Nachwuchskräften in der heimischen Holzbildhauerei. Bei ihm waren Egon Kuner, Emil King, Franz Imhof und Josef Albert Rißler beschäftigt. Seine letzten beiden Lehrlinge, die bei ihm in die Ausbildung gingen, waren Bernhard Mayer aus Schönenbach (1946-49) und Karl Link aus Bad Dürrheim (1947-50). Das Geschäft wurde nach seinem Tod im Jahr 1959 aufgelöst.
Erwähnenswertes
In der Ausstellung wird die Schilderuhr eines weiteren Vöhrenbacher Uhrmachers gezeigt, der nachfolgend noch Erwähnung finden soll.
Heine, Johann - Uhrmacher in Vöhrenbach - erwähnt 1845 und 1860.
Beschreibung: Schwarzwälder Schilderuhr, Stundenschlag auf Tonfeder, Wecker (Messingglocke),
Holzgespindelt, vor 1840 gebaut (Unikat ?). Weitere Exemplare sind nicht bekannt.
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