bregtalbahn
Eine verschwundene Nebenbahn. zur Erschließung des Bregtals.
Als sich in den letzten Jahren das Verkehrskonzept des HzL-Ringzuges als sehr erfolgreich erwies, wurde dies im Bregtal mit Wehmut und Rückbesinnung auf die eigene Eisenbahngeschichte zur Kenntnis genommen. Was wäre, wenn die Bregtalbahn noch bestehen würde und die nahezu 14.000 Einwohner des Tals ein solches Verkehrskonzept (integraler Taktverkehr) nutzen könnten?
Mittlerweile sind schon vier Jahrzehnte seit der Stilllegung der Bregtalbahn vergangen und die letzten Zeugnisse dieser Nebenbahn im Gelände nahezu verschwunden. Nachfolgend soll nun kurz an die Bregtalbahn erinnert werden.
Am Anfang war ...
Am 19. November 1874 beauftragte das "Großherzoglich Badische Handelsministerium" die General-Direktion der Großherzoglichen Staats-Eisenbahn mit dem Beginn der Vorarbeiten zur Erstellung einer Eisenbahnlinie in das obere Bregtal. Von Donaueschingen ausgehend sollte die Verbindung bis Furtwangen ausgebaut werden. Mit der beschlossenen Gesetzesvorlage vom 9. Mai 1888 wurde dann der Bau und die endgültige Linienführung genehmigt, diese beinhaltete nun auch den Anschluss an die Schwarzwaldbahn in Donaueschingen. Der zum Bau der Eisenbahnlinie notwendige Geländeerwerb wurde einem Ausschuss übertragen; dieser setzte sich aus Vertretern der an der neuen Bahnlinie liegenden Gemeinden zusammen. Als die Finanzierungsverhandlungen zwischen den einzelnen Gemeinden und dem Badischen Staat im Jahr 1891 abgeschlossen waren, wurde am 7. August 1891, auf der Gemarkung Allmendshofen, mit dem Bau begonnen.
Die finanzielle Belastung der Gemeinden war nicht unerheblich. Im Fall der Stadt Vöhrenbach betrug der Eigenanteil stattliche 50.000 Mark. Als privater Unterstützer beteiligte sich die Weinhandlung Josef Hepting (Freiburg-Vöhrenbach) mit 3.000 Mark und die Orchestrionfabrik Imhof & Mukle mit 1.000 Mark an den Gesamtbaukosten. Die Gemeinde Langenbach wurde hier vergleichsweise mit 800 Mark, die Gemeinde Urach mit 1.500 Mark, veranlagt.
In relativ kurzer Bauzeit konnte bereits am 20. Oktober 1892 die Teilstrecke Donaueschingen-Hammereisenbach in Betrieb genommen werden, die feierliche Einweihung der gesamten Strecke erfolgte dann am 1. August 1893. Ein "Eröffnungszug" mit prominenten Teilnehmern fuhr hierzu von Donaueschingen über Vöhrenbach nach Furtwangen. Den Zug führte eine T3 Lokomotive an, diese war nach dem damals schon verstorbenen Vorkämpfer für das Bahnprojekt - "Romulus Kreuzer" - benannt.
Der erste Betreiber der neuen Bahnlinie war bis 1897 das Badische-Eisenbahn-Konsortium H. Bachstein, danach erfolgte die Betriebsführung durch die SEG, die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft, aus Darmstadt.
Im Jahre 1901 kam es dann zu einem Verkauf der Teilstrecke Hüfingen-Donaueschingen an die Staatsbahn, verbunden mit einem eingetragenen Nutzungsrecht der Bregtalbahn für die Strecke bis Donaueschingen.
In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden nochmals Erweiterungen an der Strecke vorgenommen. Massive Empfangsgebäude mit anschließenden Güterhallen wurden errichtet, die Bahnhöfe wurden mit erweiterten Gleisanlagen ausgerüstet, die Signaltechnik wurde verbessert.
Die am 27. April 1891 erteilte Genehmigung zum Betrieb der Bregtalbahn, mit einer Laufzeit von 50 Jahren, wurde erstmalig am 24. Juli 1940 vom damaligen Reichsverkehrsministerium über den vorgesehenen Zeitpunkt hinaus verlängert - Anlage 4, 72 Ap 434/40 [1] (png - 6 KB).
Download Gleisanlagen - Pdf (611 KB)
Am 1. Oktober 1953 wechselte die Betriebsführung der Bregtalbahn in die Hände der MEB, der Mittelbadischen Eisenbahn AG in Lahr/Schwarzwald. Im Jahr 1971 fusionierte die MEG mit der Südwestdeutschen Eisenbahn GmbH in Ettlingen. Die Betriebsführung ging nun an die Südwestdeutsche Eisenbahn AG, Lahr/Schwarzwald über.
Seit 1970 tauchten erste Gerüchte über eine Stilllegung der maroden (?) Strecke auf, am 1. Oktober 1972 kam es dann zur vorläufigen Stilllegung der Bregtalbahn. 1974 wurde der größte Teil des Bahnkörpers entfernt.
Im Nachhinein betrachtet hat sich die damalige Stilllegung für das Bregtal durchaus als nachteilig erwiesen, auch hier ging ein Schienenweg verloren der das Streckennetz des am 1.9.2003 gestarteten Zweckverbandes Ringzug vorteilhaft erweitert hätte...
Technische Daten der Bregtalbahn
Eingleisige Vollbahn mit 1.435 mm Spurweite, 33,4 km Gesamtlänge der Strecke, mit Gleisanlagen eine Länge von 39,2 km, 43% der Gleise lagen in Krümmungen, der kleinste Halbmesser betrug 230 m, 90% der Strecke lagen an Steigungen, Höchstgeschwindigkeit 50 km/h. Der Höhenunterschied betrug zwischen Donaueschingen und Furtwangen 200 m mit einem maximalen Steigungsverhältnis von 1:74.
An Bahnbauten waren vorhanden: 9 Bahnhöfe, 2/3 Haltepunkte, 3 Brücken, 5 Privatgleisanschlüsse. Eingesetzter Oberbau - Form 5 und 6, Schienenlänge 9 - 72 m. Die maximale Achslast für Wagen betrug 16t (1971 - 20t), die größte Meterlast 6,4t.
Eingesetzte Fahrzeugtypen (Bregtalbahn)
In den ersten 40 Jahren des Bestehens der Bregtalbahn wurde diese ausschließlich mit Dampflokomotiven betrieben, seit 1926 [?] war auch ein Triebwagenverkehr eingerichtet. Bei den eingesetzten Dampflokomotiven handelte es sich überwiegend um Typen der Firma Henschel & Sohn (H&S) aus Kassel. Die vierfach gekuppelten Dampfloks 381-388 entsprachen der H&S Katalog-Bauart "Essen", die für Werks- und Nebenbahnen entwickelt und in modernisierter Form, als D 600, noch bis 1954 gebaut wurde.
Von H&S stammten auch die Dampfloks 400 (Bj. 1938) und 401 (Bj. 1941).
Henschel & Sohn Lokomotivbau - A. Gottwaldt (Pdf - 534 KB)
Typisierung/Einsatz der Fahrzeuge (Bregtalbahn)
- Dampflok - Modell T3, ab 1892.
- Dampflok - Betriebsnr. 381 u. 382, H&S, 1925-38.
- Dampflok - Betriebsnr. 384, H&S, seit 1947 (Reservelok), 1963 aufgearbeitet.
- Dampflok - Betriebsnr. 385, H&S, nur 1943, danach abgewandert.
- Dampflok - Betriebsnr. 388, H&S, 1945-63, danach in Furtwangen zerlegt.
- Dampflok - Betriebsnummer 400, H&S, sporadisch auf der Bregtalbahn eingesetzt.
- Dampflok - Betriebsnr. 401, H&S, 1973 verschrottet.
- Triebwagen - T 21, LHB Werk Werdau, seit 1935, Bj. 1930, Bauart BvT2, 54 Sitzplätze, max. 40 km/h (n. Umbau 50 km/h), Gewicht 25.5 t, 200 PS. Der Triebwagen wurde mit einem leistungsgesteigerten Motor betrieben und von 1940-43 umfassend umgebaut (Druckluftgetriebe, Zweiachsantrieb, neue Motoraufhängung, Unterflurkühler).
- Triebwagen - (V)T 23 (Aushelffahrzeug), sporadisch auf der Bregtalbahn eingesetzt.
- Triebwagen - VT 26, MAN, seit 1962, Bj. 1962 ?, Bauart A´A´/A´1´, 70 Sitzplätze, max. 90 km/h, Gewicht 20.5 t, 2 x 180 PS.
- Diesellok - V70.01 - Bj. 1959 - Bauart B´B´ - 700 PS - Gmeinder & Co.
Nach Zeitzeugenberichten wurde während des II. Weltkrieges (1942/43) für kurze Zeit auch ein Dampftriebwagen (Bauart Kittel) als Ersatzfahrzeug eingesetzt (2-3 Monate).
Eine interessante Fahrzeugkombination bildete der T 21 LHB-Triebwagen zusammen mit dem PWP 81 Packwagen mit Postabteil und Seitengalerie; die Seitengalerie ermöglichte dem Zugpersonal das Passieren des Postabteils, zu dem es keine Zutrittbefugnis hatte. Der Packwagen wurde 1925 von der Waggonfabrik der Gebrüder Gastell - Mainz-Mombach - gebaut und in den 50-er Jahren, passend zu dem Triebwagen, mit einem creme-grünen - später auch roten - Anstrich versehen.
Nach der Stilllegung der Bregtalbahn zum 01.10.1972 wurde der Waggon zur Achertalbahn überstellt, wo er sich heute noch im musealen Einsatz befindet und besichtigt werden kann. Nach Aussage der Achertalbahn dürfte es sich hier um den letzten noch erhaltenen deutschen Gepäckwagen mit Postabteil in dieser Bauart handeln.
Update: Achertalbahn-Fahrten eingestellt!
Streckenführung
Kursplan 1944/45
Verbleib des Fahrzeugparks
Der ehemals auf der Bregtalbahn eingesetzte Fahrzeugpark befindet sich heute in Resten im Besitz von Museumsbahnen; bei der Achertalbahn ist die Diesellok V70.01 (SWEG) sowie der restaurierte PWP 81 im Einsatz.
Die Dampflok 384 bildet unter anderem mit ehemaligen Wagenmaterial der Bregtalbahn den Museumsdampfzug Rebenbummler (EBF).
Der VT 26 Triebwagen existiert noch als Traditionsfahrzeug.
Eine T3 Lokomotive (!) der Bregtalbahn soll als Dampfveteran auf der elsässischen Rheinauenbahn - einer Güterbahnstrecke - von Colmar durch die Rheinauenwälder nach Neu-Breisach noch zu sehen sein. Der Triebwagen T 21 wird anscheinend von den Eisenbahnfreunden Breisgau wieder in einen fahrbereiten Zustand versetzt (Rekonstruktion der Druckluftbremse, Einbau von Indusi und Sifa); zumindest wurde dieses Vorhaben noch nicht aufgegeben - wir wünschen gutes Gelingen!
Eisenbahnfreunde Breisgau
Der Verein betreibt seit Jahrzehnten die konservatorische Pflege seiner Fahrzeuge und es grenzt fast an ein Wunder, dass die einstmals auf der Bregtalbahn eingesetzten Fahrzeuge heute noch in einem fahrbereiten Zustand besichtigt werden können. Der Verein betreibt einen eigenen Museumszug, der in der Region als "Rebenbummler" bekannt ist. Eine excellent aufbereitete Publikation mit vielen Details (technische Daten, Bildquellen, Zeichnungen) zur Geschichte der Fahrzeuge wird vom Verein angeboten. Wer sich für die Fahrzeuge der Bregtalbahn interessiert, wird in dieser Publikation fündig (ISBN 3-9807900-0-2)!
Quellen und Hinweise:
- Bregtalbahn 1893-1972, Donaueschingen-Furtwangen, EBF Donaueschingen, 1984.
- Der Bregtäler, Hans Frank, 1985, Furtwangen, 1985.
- Der Museumsdampfzug Rebenbummler, EBF Breisgau, 2001
- Vöhrenbach, eine Schwarzwaldgemeinde im Industriezeitalter, 1961.
- Furtwangen, Beiträge zur Geschichte einer Stadt im Schwarzwald, 2009.
- Die Bregtalbahn [Wikipedia]
- Bildarchiv Heimatgilde Frohsinn
- [1] Archivalien SEG (Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft)
- Henschel-Museum-Kassel
- Bregtalbahn - Sutton Verlag
Neuerscheinung 2013
Bregtalbahn - Sutton Verlag
ISBN 978-3-95400-194-1
€ 18,95
Aus Klappentext:
...Dieser Bildband lädt Technikbegeisterte und Liebhaber der Region gleichermaßen auf eine spannende Reise in die Vergangenheit ein und dokumentiert den Wandel der ehemaligen Bahnlinie in eine beliebte Rad- und Wanderstrecke... Heute erinnern nur noch wenige Zeugnisse an die Eisenbahngeschichte des oberen Bregtals.